Interkulturelle Workshopreihe: Das Phänomen der Strukturen
Idee: Erforschung von Strukturen durch darstellende Kunst
Die Workshopreihe von Interaction Leipzig e.V. bot den Teilnehmenden eine einzigartige Gelegenheit, das Phänomen Strukturen durch einen anderen Blickwinkel zu betrachten – mit Methoden der darstellenden Kunst. Vier internationale Künstler*innen leiteten die Workshops, die sich auf Performance, Clownerie, objektbasiertes Theater und Tanz konzentrierten.
Ziel des Projekts:
Es ging darum, eine inklusive und künstlerische Plattform zu schaffen, auf der Menschen mit und ohne Migrationserfahrung gesellschaftliche Zusammenhänge und persönliche Geschichten erforschen konnten. Der Fokus lag auf der Gestaltung eines sicheren Raums für mutige Experimente.
Umsetzung: 4 Workshops – 4 Künstlerinnen – 4 Themen
Die Workshopreihe analysierte Makrostrukturen (kulturelle, ökonomische, politische) und Mikrostrukturen (Selbstbild, Privatleben, Gedanken). Die Workshops fragten nach der Wechselwirkung von Strukturen, der Verteilung von Privilegien und den Auswirkungen auf Diskriminierung und Marginalisierung.
Die Workshops:
- Re-configurations: Innere Muster in Bewegung bringen (01.10.2023):
Erkundung von Strukturen durch performative Methoden mit Pedro Henrique Risse. - Clownerie (07.10. & 08.10.2023):
Humorvolle Erkundung von Strukturen mit Daniela Delphine Döring. - Objektbasiertes Theater (28.10. & 29.10.2023):
Entdeckung der Materialität von Strukturen mit Giovanna di Filippo Vargas - Kunst & Psychologie (25.11. & 26.11.2023):
Ergründung der Strukturen des Lebens und der Träume mit Daniela Ciccolini.
Illustration und Dokumentation
Über die Workshops:
1. Re-configurations: Innere Muster in Bewegung bringen
Der Workshop „Re-con-figurations“ bietet die Möglichkeit, reaktive Muster, die sich im Laufe der persönlichen Geschichte manifestiert haben, zu erkunden. Hauptsächlich durch Bewegung, jedoch auch durch Zeichnen und Schreiben werden diese Muster analysiert.
Spezifische Methoden werden angewendet, um die inneren Muster in Bewegungen zu übersetzen und somit individuelle Bewegungspartituren zu schaffen. Diese werden auf kritische Momente hin untersucht, um Anpassungen vorzunehmen und somit Altes aufzulösen und Neues einzuladen. Dabei werden Mikroerfahrungen und Mikrobewegungen als Material genutzt, um deren Einfluss auf einer Makroebene zu verstehen. Der Ansatz erlaubt es einer Gruppe, intimes Material zu teilen, ohne den Inhalt der Erfahrungen explizit zu machen.
Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Der Workshop richtet sich an alle, die sich auf ein unerforschtes Territorium begeben möchten und mit einer unkonventionellen künstlerischen Herangehensweise experimentieren wollen.
Über Pedro
Pedro Henrique Risse, aufgewachsen in Brasilien und seit zehn Jahren in Deutschland lebend, lehrt Performance Art an der Universität Erfurt. Seine Praktiken laden die Teilnehmenden dazu ein, einen Raum des Verlernens und Wiedererinnerns zu betreten.
2. Clownerie: Humorvolle Erkundung von Strukturen
Im Rahmen des Workshops „Clowning – Die Welt erkunden, aber lustig“ werden menschliche Gefühle auf clowneske Art zu erforscht. Spielerisch, vorurteilsfrei und neugierig wird die Welt aus einer neuen Perspektive betrachtet. Dabei steht im Fokus, dass Teilnehmende unabhängig von Sprache, Lebenswegen oder Ansichten miteinander in Kontakt treten können.
Der Workshop deckt nicht nur die inneren Strukturen der Gefühle ab, sondern erkundet auch die äußeren Strukturen der Umgebung, des Raumes und später der Welt. Das Projekt lädt dazu ein, an beiden Workshops teilzunehmen, um auf eine veränderte und spannende Reise der Gefühle, Kostüme, Masken und Bewegungen zu gehen.
Über Daniela Delphine Döring
Daniela Delphine Döring, 1965 in Leipzig geboren, hat verschiedene Berufsabschlüsse erlangt. Seit 2009 nimmt sie regelmäßig am Clowning teil und erkundet auch die Bereiche Pantomime, ernsthaftes Theater und Improvisationstheater. Sie vermittelt Fertigkeiten aus diesen verschiedenen Bereichen.
3. Objektbasiertes Theater: Entdeckung der Materialität von Strukturen
Im Zentrum des 3. Workshops steht die kreative Erforschung von Objekten und ihrer Bedeutung. Der Fokus liegt darauf, wie Objekte in unserem Alltag oft unbeachtet bleiben und doch eine tiefere, vielleicht unbekannte Geschichte erzählen könnten. Diese Objekte können vielfältige Bedeutungen in unserer persönlichen oder soziokulturellen Geschichte haben.
Objekte als Geschichtenerzähler
Der Workshop untersucht, wie Objekte Etiketten auf unsere Geschichte kleben können, Symbole für den Beruf unserer Familie sein können oder Besuchern etwas über unsere Überzeugungen mitteilen können. Objekte können auch als Dokumente fungieren, die die Erinnerung an eine Gemeinschaft oder ein Kollektiv in sich tragen. Die Teilnehmenden werden dazu angeregt, Objekte wiederzuentdecken, ihre Geschichten zu hören und ihren Wert als „Dokumente“ zu verstehen. Gleichzeitig soll das koloniale Denken überwunden werden, indem Objekten ein neuer Status als Behälter oder Inhalte der magischen Materie zugeschrieben wird.
Vom Konsumobjekt zum Bedeutungsträger
In diesem zweitägigen Workshop, der als „Labor zur Erforschung von Objekt, Raum und Körpern“ verstanden wird, stehen Fragen im Mittelpunkt wie: Wie kann das Objekt zu einem Vollzeit-Spielpartner werden? Wie können wir dem Objekt unseren Körper leihen oder umgekehrt? Wie kann das Objekt unsere Körperlichkeit definieren?
Über Giovanna di Filippo Vargas
Giovanna di Filippo Vargas, geboren 1989 in Bogotá, Kolumbien, ist eine vielseitige Künstlerin. Sie studierte Anthropologie in Paris und erwarb einen Forschungsmaster in Gender Studies. Ihre Theaterreise begann in Paris, wo sie in zeitgenössischen russischen Stücken auftrat. Später vertiefte sie sich in zeitgenössische Puppenspielkunst an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Nach einem Jahr in Salvador de Bahia, Brasilien, lebt sie nun in Leipzig und engagiert sich in künstlerischen und soziokulturellen Projekten.
4. Kunst & Psychologie: Ergründung der Strukturen des Lebens und der Träume
Mit Improvisationstheater und Bewegungskunst erforschen die Teilnehmer ihre inneren Strukturen und deren Auswirkungen. Die Teilnehmer setzen sich spielerisch mit ihrer Psyche auseinander, vergleichen sie mit einem Haus, das bestimmte Architektur hat. Durch Psychologie und kreative Wahrnehmungsübungen erforschen sie ihre inneren Strukturen, reflektieren über Bewusstsein und Unterbewusstsein und setzen sich mit Träumen auseinander.
Der Workshop eignet sich für alle, die neue Impulse suchen, neugierig sind und Freude an Begegnung und Bewegung haben.
Über Daniela Ciccolini
Daniela Ciccolini ist eine multidisziplinäre Performerin, die Tanz und Theater an der Universität der Künste von Buenos Aires studierte. Auf ihren Reisen hat sie verschiedene Körper-Techniken wie Kontaktimprovisation, Akrobatik, Butoh und Ausdruckstanz weltweit praktiziert. Seit über 10 Jahren ist Daniela im sozialen Bereich tätig und erforscht als Psychologin und Tänzerin die Grenzflächen der Bewegung – immer dort, wo Körper und Geist sich treffen.